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Hängt psychischer Stress mit Autonomieverlust zusammen?

Wenn ein Klient nicht mehr selbstbestimmt oder selbstständig handeln kann, ist er in seiner Autonomie beeinträchtigt oder er hat sie sogar ganz verloren. Da psychischer Stress nach Lazarus in der Wahrnehmung von Verlust, Herausforderung oder Bedrohung besteht, gibt es hier einen Zusammenhang.
Der Klient wird in einer Situationseinschätzung durch Verlust, durch eine Bedrohung oder aufgrund einer Herausforderung in seiner subjektiv wahrgenommenen Autonomie beeinträchtigt.

Stress durch Verlust

Ein Anreizobjekt geht plötzlich verloren oder steht nicht mehr zur Verfügung und dient folglich nicht mehr zur Befriedigung von Bedürfnissen oder zum Erreichen von weiteren Zielen nach Burisch.
Ich möchte dies in einem Praxisbeispiel verdeutlichen: Das kann z. B. ein IT-Manager sein, der seine neue Lebenspartnerin während eines Kongresses in Frankreich kennengelernt hat. Jetzt gibt es die Möglichkeit, nach Frankreich in eine neue Position der Tochterfirma zu wechseln. Damit wäre sogar ein Karrieresprung nach oben verbunden, da er automatisch eine größere Abteilung leiten könnte und sich auch gehaltsmässig verbessern würde. Mehrere Monate bereitet er sich auf den Wechsel vor, er muss noch einige Seminare besuchen, natürlich auch nebenbei noch einen Sprachkurs und sucht parallel einen Nachfolger für seine bestehende Position und muss natürlich auch seine geschäftlichen Ziele erreichen, d. h. Projekte müssen abgeschlossen werden, Mitarbeiterzielgespräche geführt werden und und und…Aber seine Energie reicht für das alles aus. Plötzlich ist seine Partnerin nicht mehr bereit, seine Zukunftsvorstellung zu teilen und beendet die Beziehung. Damit ändert sich für den IT-Manager alles, sein ursprünglicher Anreiz geht verloren. Er landet hart auf dem Boden der Realität, hat auch keine Energie mehr, parallel alle Belastungen auf sich zu nehmen – warum auch? Er fühlt sich von dieser Hilflosigkeit und Antriebslosigkeit nun regelrecht bedroht.

Stress durch Bedrohung

Hier wird das Erreichen von angestrebten Zielen infrage gestellt. In dieser Phase befindet sich nun der IT-Manager zum Schluss. Der Wechsel zu der französischen Tochterfirma stellt er nun infrage. Die Vorstellung allein daran löst in ihm nun eine Ablehnung, Abneigung oder eine regelrechte Aversion aus.
Der Wechsel nach Frankreich stellt in seiner Vorstellung die Ankündigung eines aversiven Ereignisses dar. Eine Aversion kann gegenüber jeder Art von Reizen oder Objekten bestehen, zum Beispiel gegenüber bestimmten Menschen, Handlungen, Dingen (z. B. auch Nahrungsmitteln) oder Situationen und Erinnerungen. Eine Aversion ist meistens mit dem Antrieb verbunden, sich abzuwenden. Der Organismus reagiert auf bestimmte Reize mit Unlust, die Aversion ist eine unbewusste Emotion.

Stress durch Herausforderung

Hier geht es leider nicht um eine Herausforderung, die der Klient sich selber zu einem günstigen Moment gesucht hat. Es geht vielmehr darum, von außen zu einer Kontrollanstrengung veranlasst zu werden. Der Zeitpunkt ist von dem Klienten nicht selbst gewählt und er spürt die bedrohliche Möglichkeit eines Misserfolges. Somit entsteht eine emotionale Belastung, da es für den Klienten keinen individuellen Spielraum zum Handeln gibt.

Petra Watolla schreiben